Drei Wochen sind wir nun unterwegs. Die letzten Jahren war damit unser Sommerurlaub beendet. Dieses Jahr habe ich das Gefühl, nun geht es erst richtig los. Unsere Entscheidung den Vänern über den Trollhättan Kanal zu erreichen war genau richtig. Aber zuerst erzähle ich Euch, was wir die letzten Tage erlebt haben. Von Torekov sind wir nach Hamlstad gesegelt. Mit Windstärken von 3 - 5 Beaufort aus Südost waren wir erstaunt über die Wellenhöhe bei ablandigem Wind. Für unsere Bjanca war der Törn schon etwas anspruchsvoller. Nach einer kurzen Eingewöhnung an das ewige auf und ab der Wellen entspannte sie zusehends und legte ihren Kopf auf ihr Kissen und schloß die Augen. Für uns immer ein gutes Zeichen, dass Bjanca sich wohlfühlt. In Halmstadt legten wir im Stadthafen an und blieben einen Tag um Wäsche zu waschen, einzukaufen und die Gegend mit dem Rad zu erkunden. Rund um Halmstad herum führt ein wunderschöner Rad- und Wanderweg immer am Nissan entlang. Von Halmstad ging es, leider nur unter Motor bei sehr wenig Wind aus Süd und Welle von achtern weiter nach Falkenberg. Auf halber Strecke waren alle genervt von den ewigen Gewackel und so hissten wir die Segel und änderten den Kurs. Leider brache uns diese Idee unserem Ziel nicht viel näher und hinter uns zog eine dunkle Gewitterfron auf. In der Ferne hörten wir schon den Donner grollen. Also Segel wieder runter, den Motor an und weiter ging die wilde Fahrt. Kurz vor Falkenberg erreichte uns die Regenfront des Gewitters und wir wurden das erste Mal nass seit unserer Abfahrt in Kiel. Falkenberg hat zwei Häfen, wir wählten den Falschen. Direkt gegenüber einer Werft mit riesigen Trockendocks und Arbeitslärm bis spät in den Abend. Am nächsten Tag verließen wir Falkenberg und machten einen Zwischenstopp in Varberg. Von dort aus wollten weiter nach Valla Sandö. Der Wind kam weiterhin aus Süd, die Wellen rollten im stätigen Rhythmus von achtern unter unserm Schiff hindurch. Nach der Hälfte der Strecke hatte niemand mehr Lust und so bogen wir nach Steuerbord ab und machten in Bua Hamn fest. Dort machten wir Bekanntschaft mit einem Pärchen aus Buchholz in der Nordheide. Die beiden waren auf Hochzeitsreise und wir erlebten einen lustigen Abend bis spät in die Nacht. An dieser Stelle "vielen Dank Benny für die tollen Fotos und Drohnenbilder". Am Dienstag machten wir uns auf den Weg Richtung Göteborg unser Ziel sollte der Gästhamn Langedrag sein. Bis zum Schärengarten von Göteborg fuhren wir unter Motor, dann ließ die Welle nach und der Wind drehte auf West. Bis zu unserem Ziel konnten wir, nur mit unserem Vorsegel, durch die ersten schönen Schären segeln. Bjanca legte ihren Kopf auf den Rand der Plicht und beobachtete die vorbeirauschenden Schären. Kurz vorm Zielhafen begegneten uns viele Segler auf großen und kleinen Segelbooten. So viel Aktion auf dem Wasser war neu für uns. Oft waren wir ganz allein auf dem Wasser nur manchmal konnte man in der der Ferne einen Segler ausmachen. Langedrag hatten wir gewählt, um am nächsten Tag einen Shop für Segelzubehör aufzusuchen. Uns fehlten noch Seekarten für den Göta Kanal, Schärenanker und ein paar zusätzliche Fender für unsere Kanalfahrt. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollten wir mit unseren Rädern los zum seasea Shop. Leider hatte eins unserer Räder einen Platten und wir kein Flickzeug dabei. Mit Bjanca machte ich mich allein auf den Weg und erreichte nach kurzer Fahrt den Shop. Bjanca tüttelte ich vor dem Shop an, versorgte sie mit einem Töpfchen Wasser und hinein in einen riesigen Zubehörladen. Torsten hätte es sehr gefallen. Mit Hilfe eines geduldigen Verkäufers und meinem schlechten englisch konnte ich alle gewünschten Dinge erwerben. Nur Flickzeug für unser Fahrrad gab es nicht. Gleich nebenan gab es noch einen Supermarkt, dort versuchte ich mein Glück und tatsächlich, es gab Flickzeug, Dazu noch eine Tube Uhu, eine kurze Info an Torsten und Bjanca und ich machten uns auf den Rückweg. Am Hafen angekommen hatte Torsten das Hinterrad schon ausgebaut und die Reparatur wurde erfolgreich erledigt. Noch am gleichen Abend fuhren wir unter Motor an Göteborg vorbei die Göta älv hinauf bis zur City Marina. Vor der Hisingsbron warteten wir nur einen kurzen Moment bis sie, wie geplant um 18:35 Uhr öffnete und wir passieren konnten. In der City Marina tankten wir für "günstige" 30 Kr. pro Liter Diesel unseren Tank voll und gingen früh zu Bett. Am nächsten Morgen standen wir um 7 Uhr auf, machten wir einen ausgiebigen Spaziergang mit Bjanca, zum Frühstück gab es Müsli für uns und dann legten wir ab, um die Göta älv bis nach Trollhättan zu fahren. Um 9 Uhr legten wir ab und mussten kurz vor der Marieholmsbroarna auf die Öffnung warten. Ein Frachtschiff und zwei weitere Segelboote begleiteten uns. Das erste Drittel der Tour führte vorbei an Industrie und vielen Baracken, nicht sehr sehenswert. Dann wurde es grüner und der erste Hingucker war die mächtige Bohus-Festung in Kungälv. Die Sonne brannte vom Himmel, für Bjanca hatten wir ein schattiges Plätzchen gebaut, sie lag friedlich auf ihrem Kissen und schlief. Ich freute mich sehr darüber, denn die vergangenen Jahre war es Bjanca immer sehr schwer gefallen auf dem Segelboot während der Fahrt zu Ruhe zu kommen. Am Abend vorher hatten ich eine Kamillentee gekocht. Bjanca's Augen waren etwas gerötet, ich denke vom Wind und von der vielen Sonne. Ein paar Töpfchen Kamillentee in die Augen hatten gut geholfen und die Rötung war fast verschwunden. Nach ca. 6 Stunden erreichte unser kleiner Konvoi von drei Segelbooten die erste Schleuse bei Lilla Edet. Hinter uns hatte sich eine gewaltige Gewitterfront aufgebaut, Torsten steckte schon in Regenklamotten und Schwimmweste, auch ich zog mich um. Bjanca hatten wir ins Innere des Bootes verfrachtet. Mehrmals hatte ich gelesen, dass bei Gewitter nicht geschleust wird, wir waren gespannt. Auf Anfrage der SY Humble Bee wurde das Schleusentor mit beginnendem Regen und Blitz und Donner geöffnet. Bjanca stand im Boot an der Treppe und wollte unbedingt wieder nach oben. Hund also wieder an Deck während wir langsam in die Schleuse fuhren. Torsten stoppte unser Boot in Höhe einer Leiter auf und ich fixierte die Popco mit einem Tau an der Leiter. Und dann gings los........ Es folgte Blitz auf Donner oder umgekehrt in der Schleusenkammer krachte es ohrenbetäubend, dann warf plötzlich jemand Eisstückchen auf mich. Bis ich verstanden hatte, dass es die ersten Hagelstückchen waren dauerte es einen Moment. Zu dem immer stärker werdenden Hagel gab es so viel Regen, sodass ich die ca. 20m entfernte SY Humble Bee nicht mehr sehen konnte. Krampfhaft fixierte ich unsere Popco weiter an der Eisenleiter während würfelgroße Hagelkörner auf mich niederprasselten. Torsten kümmerte sich derweil um unsere panische Bjanca. Vor und hinter der Schleuse war nichts zu erkennen und ich machte mir Sorgen, wie wir die Schleuse verlassen sollten ohne Sicht. Der Schleusenvorgang an sich gestaltete sich gut händelbar und nach Beendigung des 6m Höhenunterschiedes öffneten sich die Schleusentore. Bjanca war mittlerweile wieder unter Deck und Torsten startete den Motor. Zum Glück wusste die SY Humble Bee das es gleich rechts hinter der Schleuse in den Hafen von Lilla Edet ging. Wir also hinterher. Der ganze Spuk hatte vielleicht 20 Minuten gedauert, meine Schuhe waren pitschnass und meine Hose rutschte mir vom Hintern weil sie voll mit Wasser war. Wir blieben in Lilla Edet und setzten unsere Reise erst am nächsten Tag fort.
Halmstad bis Lilla Edet
« Westküste statt Ostküste
Kommentar hinzufügen
Kommentare